Von wilden Falken und anderen guten Freunden

Shownotes

In Folge 3 erkunden wir eines der ökologisch spannendsten Gebiete des Nationalparks. Die Tour führt uns von Scheureck über die Höllbachschlucht und das Höllbachgespreng zum Gipfel des Großen Falkensteins.

Nationalpark-Rangerin Judith Dahlke erzählt dabei von spannenden Begegnungen mit seltenen und scheuen Nationalparkbewohnern und gibt Einblicke in ihren Alltag. Nationalpark-Mitarbeiter Jochen Linner erklärt im zweiten Teil der Tour, warum das Urwaldgebiet im Höllbachgespreng ganz besonders ist und warum der Wanderweg zum Schutz der Wanderfalken einmal im Jahr gesperrt werden muss. Der letzte Teil der Tour ist eher zum entspannen und genießen. Im Falkenstein-Schutzhaus lassen wir uns gemeinsam mit Georg Pletl die wohlverdiente Brotzeit schmecken. Bei der Gelegenheit plaudert der ehemalige Vorsitzende des Bayerischen Wald Vereins über den durchaus herausfordernden Neubau des Schutzhauses 2018 und gewährt uns exklusive Einblicke.

Podcast: Nationalpark Bayerischer Wald Gitarre: Michael Reiß

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00:00:00: Wildnis G’schichtn

00:00:02: …. von wilden Falken und anderen guten Freunden

00:00:06: Ich sag’s euch – heute liegt eine wahre Traumtour vor uns!

00:00:12: Es geht in der dritten Folge der Wildnis G’schichten endlich auf einen Gipfel!

00:00:17: Auf einen der höchsten und bekanntesten Berge hier im Nationalpark Bayerischer Wald, auf

00:00:21: den Großen Falkenstein.

00:00:23: Vom 775 Meter hoch gelegenen Weiler Scheuereck wandern wir auf den 1.315 Meter hohen den

00:00:32: Foika-Stoa, wie die Einheimischen hier sagen.

00:00:34: Und diese Wanderung hat es echt in sich: Mit dem Höllbachgespreng durchqueren wir nicht

00:00:40: nur eines der schönsten, sondern auch anspruchsvollsten Wandergebiete im Bayerischen Wald und mit

00:00:46: dem Falkenstein-Schutzhaus wartet am Ende auch noch eine kulinarische Belohnung auf

00:00:52: uns.

00:00:54: Noch haben wir aber einige Kilo- und Höhenmeter vor uns – die ich freilich nicht alleine

00:01:01: erklimmen muss.

00:01:02: Nationalpark-Rangerin Judith Dahlke wartet schon am Ausgangspunkt der heutigen Tour – in

00:01:07: Scheuereck – von der Aussichtsplattform oberhalb des Hirschgeheges genießen wir schon

00:01:12: am frühen Morgen die herrliche Aussicht auf den herbstlichen Nationalpark.

00:01:16: Ja, das ist schon eine besondere Stimmung.

00:01:18: Da ist unser Bayerischer Wald schon etwas ganz Besonderes.

00:01:21: Nicht umsonst sind wir eines der Hauptausflugs- und Wanderziele.

00:01:25: Die Besonderheit hier, ist natürlich das Hirschgehege.

00:01:29: Genau, das ist unser Hirschgehege.

00:01:31: Also man sieht unten ganz schön den Chef, den Hirsch mit Geweih und dazu das Kahlwild,

00:01:39: so werden die „Weiber“ genannt vom Hirsch, die kein Geweih tragen.

00:01:44: Und dann haben wir noch Jungtiere dabei.

00:01:47: Es ist momentan Brunftzeit, ober beziehungsweise jetzt im Oktober schön langsam abklingende

00:01:52: Brunftzeit und mit seinem Brunftschrei markiert er halt einfach sein Revier und fordert auch

00:01:59: sein Rudel dazu auf, bei ihm zu bleiben.

00:02:01: Jetzt sieht man gerade einen jungen, der aufreitet, der probiert es auch schon mal.

00:02:06: (lacht) Die Brunftzeit ist für den Chef der Hirsche

00:02:09: in Scheuereck schon ziemlich anstrengend.

00:02:11: Bis zu einem Drittel seines Gewichtes verliert er in dieser Zeit, deshalb lassen wir ihm

00:02:18: gerne seine Ruhe und schauen uns stattdessen noch ein wenig um, bevor wir losmarschieren.

00:02:22: Scheuereck ist nämlich nicht nur ein beliebter Ausgangspunkt für Wanderungen und Radtouren,

00:02:28: es gibt hier auch einen Wohnmobil-Stellplatz und den ersten und bislang einzigen offiziellen

00:02:33: Zeltplatz hier im Nationalpark.

00:02:35: Und, obwohl sehr abgelegen, ist Scheuereck auch super mit dem ÖPNV erreichbar, mit den

00:02:40: Igelbussen zum Beispiel.

00:02:41: Judith Dahlke und ich wollen jetzt aber wirklich los.

00:02:44: Wir verlassen Scheuereck in nordwestlicher Richtung und folgen die ersten paar hundert

00:02:49: Meter dem Rundweg Forelle, überqueren den Kolbersbach und weiter auf dem Teerweg mit

00:02:54: der Markierung Grünes Dreieck: Der geht ein ganzes Stück geteert rauf.

00:02:59: Aber ich sag, die Wege die bei uns nicht mehr gebraucht werden, kann auch sein, dass die

00:03:05: dann ganz zurückgebaut werden, also renaturiert werden oder auch, dass die Teerdecke entnommen

00:03:10: wird und der als Forstweg zurückgestuft wird.

00:03:14: Judith, hast du noch Erinnerungen an diese Zeit, wie das Gebiet ausgesehen hat, bevor

00:03:21: es Nationalpark geworden ist?

00:03:22: Hm…

00:03:23: Schemenhaft muss ich ganz ehrlich sagen.

00:03:26: Ich war natürlich mit meinen Eltern draußen unterwegs.

00:03:28: Aber mei, im Endeffekt ist man irgendwie durch einen dichten Wald gegangen und irgendwann

00:03:33: ist man mal auf einem Gipfel gestanden.

00:03:35: Das ist natürlich heute ein bisschen anders.

00:03:37: Was ist für dich die markanteste Veränderung jetzt gewesen als dann die Nationalparkerweiterung

00:03:43: 1997 war?

00:03:46: Also das markanteste für mich war, als der Kyrill über den Falkenstein hinweggefegt

00:03:53: ist, da bin ich mal mit meinem Mann wandern gewesen da droben.

00:03:57: Ausgerechnet im Bereich oberhalb vom Ruckowitzschachten und es war der Wahnsinn.

00:04:02: Wir sind dagestanden, uns ist die Kinnlade runtergeklappt im Endeffekt und haben nur

00:04:06: noch geschaut, was da passiert ist.

00:04:08: Wie ist es dir damals, gut du warst damals natürlich noch nicht beim Nationalpark, wie

00:04:13: ist es dir in deiner damaligen Situation gegangen?

00:04:15: Was hast du selber darüber gedacht?

00:04:17: Also für mich war das damals schon schwierig.

00:04:19: Ich muss dazu sagen, meine Lieblingsfarbe ist grün und wenn dann auf einmal alles braun

00:04:23: und grau wird…

00:04:24: …und dann war natürlich damals auch die Zeit von den Nationalparkgegnern, die dann

00:04:30: immer noch viel in der Presse präsent waren und dann einfach auch über den Nationalpark

00:04:37: geschimpft haben und natürlich ihre Thesen auch angebracht haben.

00:04:40: Und da ist mir dann schon so gewesen: Naja, haben die jetzt recht?

00:04:43: Das war ganz schwierig.

00:04:44: Und ich muss dazu sagen, bei unserem Traugespräch damals, das hat der ehemalige Bürgermeister

00:04:50: von Bayerisch Eisenstein gemacht und der hat uns damals, weil er Waldführer war, über

00:04:54: den Nationalpark ausgefragt, was wir davon halten.

00:04:56: Und da hab ich mit meinem Mann damals gesagt: Naja, wenn man das da oben jetzt sieht, oberhalb

00:05:01: vom Falkenstein, was da passiert ist, also das ist schon krass und wenn da alles braun

00:05:06: und grau ist, ja ich weiß nicht.

00:05:07: Und dann hat er mich mit dem Auftrag in den Nationalpark geschickt, da hat er gesagt:

00:05:12: Judith und du gehst jetzt mit offenen Augen durch den Nationalpark und sagst mir, wo du

00:05:16: keinen grünen Flecken mehr siehst, wo kein grün siehst.

00:05:19: Und das hab ich gemacht.

00:05:21: Und nicht geschafft?

00:05:22: (lacht) Genau, ich hab es nicht geschafft und wirklich

00:05:25: mit dem Auftrag ist bei mir wirklich, naja nicht ein Sinneswandel sondern einfach die

00:05:30: Erkenntnis gekommen: Hey, was der Nationalpark da tut und macht, das stimmt ja eigentlich.

00:05:36: Da passiert ja wirklich was.

00:05:38: Da entwickelt sich was.

00:05:40: Und da ist für mich eigentlich so der Punkt entstanden, wo ich gesagt habe, die Nationalparkideologie,

00:05:44: das gefällt mir.

00:05:45: Und das hat dich dann soweit überzeugt, dass du irgendwann gesagt hast: Ich möcht Ranger

00:05:51: werden?

00:05:52: Genau, dass ich gesagt hab: Ich bin echt ein naturverbundener Mensch und im Endeffekt bin

00:05:57: ich ein Waidler und das was hier passiert ist vom kleinen ins große und diese Entwicklung,

00:06:02: die find ich so toll, das möchte ich eigentlich irgendwie aktiv begleiten.

00:06:07: Und jetzt stehen wir gerade an einer ganz wichtigen Stelle.

00:06:12: Im Hintergrund steht der berühmte Holzpfosten, der kennzeichnet, wann es ins Kerngebiet hineingeht.

00:06:20: Was heißt Kerngebiet?

00:06:22: Kerngebiet heißt, das ist die Fläche im Nationalpark, in der der Mensch nicht abseits

00:06:28: der Wege unterwegs sein soll und darf.

00:06:30: Also ab dem Zeitpunkt geht man nur auf markierten Wegen und in der Sommerzeit darf man auch

00:06:37: diese sonstigen Wege und Steige, also das heißt, ehemalige Wanderwege, die noch in

00:06:41: alten Karten vermerkt sind, die darf man in dem Zeitraum gehen.

00:06:44: Aber im Winter nicht, weil?

00:06:46: Im Winter nicht, eben zum Schutz der störempfindlichen Tiere und auch der Pflanzenwelt.

00:06:51: Also vor allem das Auerhuhn, aber auch Hirsche, Rehe brauchen in dem Zeitraum ruhe, weil wenn

00:06:56: sie ständig flüchten müssen und nicht in Ruhe äsen, bzw. fressen können, kann das

00:07:01: für sie das Todesurteil bedeuten.

00:07:02: Ja, und nicht nur unbedingt für Reh, Rotwild und Auerhuhn, sondern ich würd’s auch nicht

00:07:09: unbedingt empfehlen im Winter bei zwei Meter Schnee da heroben abseits der Wege zu gehen,

00:07:15: weil das kann auch mitunter ganz schön gefährlich werden.

00:07:18: Ja natürlich.

00:07:19: Das ist natürlich nicht ungefährlich, vor Allem wenn keiner weiß, wo man unterwegs

00:07:22: ist.

00:07:23: Dann liegt man lange…

00:07:24: Was hören wir im Hintergrund?

00:07:25: Einen Schwarzspecht haben wir grad gehört.

00:07:29: Das ist die größte Spechtart, die wir hier haben.

00:07:32: Und nicht nur zu hören gibt es bei unserer Tour heute einiges:

00:07:35: Was siehst du?

00:07:38: Entweder Reh oder Hirsch, irgendwas ist da jetzt gegangen.

00:07:41: Im Dickicht drinnen hat man jetzt grad ein paar „Haxen“ gesehen.

00:07:45: Also das ist jetzt auch so meine Aufgabe, wenn ich unterwegs bin, dass ich jetzt einfach

00:07:49: stehen bleib und beobachte, was da so im Unterholz unterwegs ist.

00:07:54: Jetzt bleiben wir einfach mal ganz leise stehen und schauen.

00:07:58: Und tatsächlich sind im Unterholz zwei Rehe unterwegs…die sich von Judith und mir zum

00:08:04: Glück nur wenig stören lassen.

00:08:07: Die Rangerin hat offenbar den richtigen Blick und möglicherweise manchmal auch das nötige

00:08:13: Glück, die meist sehr scheuen Nationalparkbewohner zu sehen.

00:08:16: Auch wenn sie nur zögerlich damit herausrücken will, aber sogar Wölfe hat Judith schon beobachten

00:08:23: können.

00:08:24: (lacht) Ja, ich hab schon mal, ich sag einmal, den doppelten Lottosechser gehabt.

00:08:30: Wie war das?

00:08:32: Ah des war, ja weil es wirklich aus dem Nichts heraus war, das war schon Gänsehaut.

00:08:38: Ja, war schon was Besonderes.

00:08:40: Wir sagen jetzt natürlich nicht wo du den Wolf gesehen hast, weil wir wollen natürlich

00:08:46: auch, dass die Wölfe weiter ihre Ruhe haben.

00:08:48: Aber man darf auf keinen Fall in Panik verfallen.

00:08:50: Nein, also des, dass man einen Wolf in freier Wildbahn sieht, ist selten, aber mit stetiger

00:08:57: Zunahme der Tiere nicht unmöglich.

00:09:00: Also von dem her ist es wichtig, dass man erst einmal ruhig stehen bleibt, dass man

00:09:05: sich großmacht.

00:09:06: Auf keinen Fall weglaufen.

00:09:08: Und wenn man sich unwohl fühlt, kann man auf sich aufmerksam machen.

00:09:11: Also in der Regel sehen, riechen, hören einen Wölfe schon in der Entfernung und verschwinden

00:09:17: dann.

00:09:18: Die haben eigentlich gar kein Interesse.

00:09:19: Was passieren kann, das sind halt einfach Jungtiere, die abwandern oder streifen.

00:09:23: Die wissen einfach nicht, was der Mensch ist und da kann es natürlich schon sein, dass

00:09:27: die mal stehen bleiben.

00:09:28: Was man natürlich nie machen darf, ist sich ihm nähern, beziehungsweise noch am besten

00:09:33: irgendwo seine Wurstsemmel hinlegen, weil ein Wolf ist ein sehr intelligentes Tier.

00:09:36: Der würde sofort die Verbindung Mensch und Futter in sich aufnehmen, und dann wird’s

00:09:42: problematisch.

00:09:43: Das ist glaube ich Video, die nimmt uns jetzt glaub ich, im Vorbeigehen auf.

00:09:47: Also wir gehen grad an einer Wildtierkamera, Wildkamera, Fotofalle vorbei.

00:09:52: Ah und dort drüben ist auch noch eine.

00:09:55: Das ist natürlich, muss man sagen zum Wildtiermonitoring, dass wir einfach wissen wo was unterwegs ist.

00:10:02: Genau und für den Luchs macht man es beidseitig.

00:10:06: Weil der ja eindeutig an seiner Fellzeichnung zu unterscheiden ist und deshalb brauchen

00:10:11: die Forscher ein Foto von beiden Seiten.

00:10:14: Also, wenn du so auf deinen täglichen Streifzügen unterwegs bist, wie oft kommt das in der Regel

00:10:22: vor, dass du was siehst oder schaust du auch bewusst, ob du etwas was siehst, im Wald?

00:10:28: Ja natürlich.

00:10:29: Also ich bin im Endeffekt langsam unterwegs, bleib immer wieder stehen, schaue.

00:10:34: Es gibt so neuralgische Punkte, wo man vielleicht auch mal länger verweilt und in Wald oder

00:10:40: Landschaft schaut.

00:10:41: Und nur so kann man eben Dinge entdecken, also wenn ich die ganze Zeit nur stupide dahingehen

00:10:46: würde und nicht links und rechts schaue, tät man auch nichts entdecken.

00:10:50: Jetzt hat man gerade einen Eichelhäher queren sehen.

00:10:53: Den kenne ich auch noch, ja.

00:10:56: Den „Nusserer“ genannt, bei uns, genau.

00:10:59: Mit so vielen spannenden Sichtungen hätte ich tatsächlich heute nicht gerechnet.

00:11:03: Aber vielleicht hab ich mit Rangerin Judith genau die Richtige Begleitung dafür.

00:11:08: Ja, wir sind jetzt an der Weggabelung.

00:11:11: Jetzt biegen wir ab.

00:11:12: Jetzt biegen wir ab Richtung Höllbach und gehen da in der Schlucht entlang rauf zur

00:11:18: Höllbachschwelle.

00:11:19: Eines der interessantesten Gebiete überhaupt, bei uns im Nationalpark.

00:11:24: Weil, eines der unberührtesten.

00:11:26: Zwar hat es natürlich auch hier die jahrhundertelange Nutzung der Wälder als Bau- und Brennstofflager

00:11:31: gegeben, aber aufgrund des teilweise extrem schwierigen Geländes, war das hier nicht

00:11:36: so intensiv möglich, wie anderenorts.

00:11:39: Entsprechend ursprünglich sind auch die Wälder entlang des Höllbachs geblieben.

00:11:43: Und der Bereich hier im Höllbachgespreng, beziehungsweise weiter herunten am Höllbach

00:11:48: ist wirklich einzigartig.

00:11:49: Also ich hab viel verschiedenen Baumbestand herinnen, man sieht eine riesengroße Tanne.

00:11:55: Erkennt man an den Zapfen, die nach oben stehen, im Gegensatz zu den Fichtenzapfen, die ja

00:12:00: nach unten hängen und auch im Ganzen runterfallen.

00:12:03: Ahm… das ist wirklich eine schön große, ein schönes Exemplar.

00:12:07: Dann haben wir viele Buchen, wir haben Ahorn hier herinnen, wir haben Ulmen.

00:12:12: Also das ist ein Hangschluchtenwald, das ist schon was Besonderes, vor allem weils einfach

00:12:16: klimatisch da herinnen, es hat viel Nebel, es ist kalt, es ist nass.

00:12:20: Es friert auch leicht hier herinnen.

00:12:21: Das müssen die Bäume auch abkönnen.

00:12:23: Und wenn du genau hinschaust, du siehst bei manchen Bäumen so, dass die so eine „L“-Form

00:12:27: machen, also, dass sie ein wenig so einen Bauch unten haben, also ein wenig nach außen

00:12:31: drücken.

00:12:32: Ahm, das ist der Säbelwuchs, der entsteht durch den Schneedruck.

00:12:35: Das ist eben auch so eine Besonderheit, die man in dem Bereich gut sehen kann.

00:12:38: Ein weiteres Rätsel gelöst (lacht).

00:12:41: Für fast alles gibt es eine Erklärung, aber auch nicht für alles.

00:12:48: Noch nicht…

00:12:49: aber unsere Forschung ist fleißig und arbeitet dran.

00:12:50: Die ist fleißig, aber die Natur lässt sich auch nicht alle Geheimnisse entlocken und

00:12:54: das ist auch gut so.

00:12:56: So bewahrt sich der Bayerische Wald also von ganz alleine ein gewisse Mystik… die man

00:13:01: hier am Höllbach gut nachspüren kann…

00:13:04: Flott sind Judith und ich heute unterwegs und so haben wir das erste Zwischenziel des

00:13:09: Tages gleich erreicht: Die Höllbachschwelle.

00:13:11: Ein weiteres Relikt der früheren Holzwirtschaft unterhalb des Großen Falkensteins, die sich

00:13:17: aber die Natur immer mehr zurückerobert.

00:13:20: Ja, das ist schon ein besonderer Ort, vor Allem weil man nicht damit rechnet, wenn man

00:13:24: jetzt da über den Höllbach hoch kommt, vor so einer Schwelle, vor so einem Weiher steht,

00:13:28: gell.

00:13:29: Wo du gesagt hast, wo aktuell möglicherweise der Biber drin ist, man sieht’s an der Seite

00:13:34: auch.

00:13:35: Ja, man sieht, dass der Biber dort umgebissen hat und da hinten am Ufer, vermute ich, hat

00:13:40: er einen Erdbau.

00:13:41: Also weil ein Biber hat ja nicht immer diesen Burgenbau, den man kennt, diesen klassischen

00:13:45: irgendwo mitten im Gewässer.

00:13:46: Sondern, wenn er die Möglichkeit hat, baut er sich eigentlich einen Erdbau, also irgendwo

00:13:51: ins Ufer rein und ich vermute mal, dass er sich da hinten irgendwas gebaut hat.

00:13:56: Danke dir Judith, es hat mich sehr gefreut, dass wir heute miteinander gegangen sind,

00:13:59: das Stück.

00:14:00: Was machst du heute noch?

00:14:01: So als Ranger ist ja dein Tag noch nicht vorbei, da ist so eine Stunde Wandern ja eigentlich

00:14:04: nix. (lacht) Nein, mein Tag ist tatsächlich heute

00:14:07: noch nicht vorbei.

00:14:08: Ich hab noch ein bisschen eine Wegstrecke vor mir.

00:14:10: Ich werde noch ein wenig schauen, was sich tut rund um die Höllbachschwelle und dann

00:14:15: werd ich wahrscheinlich noch ein wenig Bibermonitoring machen.

00:14:17: Weil jetzt im Herbst schauen eben wieder, wie die Biberbestände bei uns im Nationalparkgebiet

00:14:23: sind.

00:14:24: Und da wir der in der Höllbachschwelle natürlich gleich miterfasst?

00:14:25: Der wird natürlich gleich mit erfasst.

00:14:28: Übrigens, so als Tipp zwischendurch: Wenn Sie selber mal mit unseren Nationalpark-Rangern

00:14:32: auf spannende Touren gehen möchten: Auf der Nationalpark-Homepage finden Sie das ganze

00:14:37: Jahr über ein großes Angebot an Führungen mit unseren Rangern und Waldführern.

00:14:43: Nach einer kleinen Verschnaufpause geht es jetzt auf den anspruchsvollsten Teil der heutigen

00:14:50: Wanderung: Das Höllbachgespreng.

00:14:53: Eines im wahrsten Sinne des Wortes „versprengtes Gebiet“.

00:14:58: Zahlreiche mächtige Felsen und Urwaldriesen ragen aus dem teilweise extrem steilen Gelände.

00:15:03: Und weil der Mensch hier auch schon früher an seine Grenzen gestoßen ist, konnten viele

00:15:08: auch seltene Arten überleben.

00:15:10: Und um die kümmert sich auch Nationalparkmitarbeiter Jochen Linner.

00:15:14: Ja, das Höllbachgespreng ist eines von unseren alten Naturschutzgebieten, das schon seit

00:15:20: 1940 unter Schutz gestellt ist.

00:15:22: Da treffen sich ganz viele verschiedene Waldgesellschaften und Vegetationstypen.

00:15:28: Das ist ein richtiger Hotspot für die Biodiversität, weil eben so viele Lebensräume zusammenkommen,

00:15:34: wir haben auch noch drei Bäche herinnen, die dann zum Höllbach zusammenfließen und

00:15:41: da kommen ganz viele verschiedene Arten vor.

00:15:43: Manche davon extrem selten und bedroht und genau um die kümmert sich unter andermn Jochen

00:15:48: Linner.

00:15:49: Jochen ist im Nationalpark nämlich für Natur, Arten und den Biotopschutz verantwortlich.

00:15:55: Mein Aufgabengebiet ist so der Bereich Naturschutzmanagement, Natura2000.

00:15:58: Ja, das Umsetzen von Maßnahmen aus dem Natura2000-Management-Plan.

00:16:04: Das geht vom Renaturieren von irgendwelchen Bächen und Mooren, über Pflegeeinsätze

00:16:10: auf den Schachten oder auch Pflegemaßnahmen auf Wiesen und Weiden.

00:16:16: Wie passt das jetzt eigentlich mit dem Motto „Natur Natur sein lassen“ zusammen?

00:16:21: Ja, die Frage hört man öfter und die ist ja auch berechtigt.

00:16:23: Es ist so, dass der Nationalpark ja in verschiedene Zonen eingeteilt ist und wir 75 Prozent Naturzone

00:16:29: haben.

00:16:30: Da gilt das Motto „Natur Natur sein lassen“ in besonderer Weise und da möchten wir auch

00:16:35: nicht eingreifen.

00:16:36: Wir haben aber auch 25 Prozent Erholungs- und Management-Zonen und in den Zonen ist

00:16:42: man eben freier, dass man eben für einzelne Arten oder Lebensräume auch Maßnahmen umsetzt.

00:16:48: Und auch das ist, nach unserer Verordnung, ganz klar Aufgabe vom Nationalpark, nicht

00:16:53: nur diese Landschaft und die natürliche Dynamik zu erhalten, sondern auch die Lebensräum

00:16:59: und die Arten, die da natürlich vorkommen.

00:17:02: Und mache Arten, im Falkenstein-Gebiet läuft ja auch aktuell ein Projekt, manche Arten

00:17:07: dann auch gezielt zu unterstützen.

00:17:10: Genau.

00:17:11: Also das kann ganz unterschiedliche Formen haben.

00:17:13: Das kann sein, dass man die Lebensräume von einzelnen Arten irgendwo fördert oder unterstützt.

00:17:19: Das kann sein, dass wie hier im Höllbachgespreng wo wir heute unterwegs sind, dass man mal

00:17:23: zeitweise Wege sperren muss und die Besucherlenkung anpassen muss an die Abläufe der einzelnen

00:17:28: Arten.

00:17:29: Oder aber, es kann auch sein, dass man einzelne Arten mit Stützungspflanzungen auch tatkräftig

00:17:35: unmittelbar unterstützt.

00:17:36: Und, du hast es ja auch schon angesprochen, hier im Höllbachgespreng, das ist ja eigentlich

00:17:41: dein täglich Brot, beziehungsweise, mit dem hast ja jedes Jahr zu tun.

00:17:46: Du hast es schon angesprochen, die temporäre Sperrung dieses Wanderwegs und das hat ja

00:17:52: mit einem ganz besonderen Tier hier im Nationalpark zu tun, dem Wanderfalken.

00:17:57: Warum muss man den Wanderfalken unterstützen, also das ist eine sehr bekannte Art und ich

00:18:04: persönlich hätte auch nicht gemeint, dass die so selten ist.

00:18:06: Ja, da muss man unterscheiden zwischen bayernweit und zwischen Bayerischer Wald. Bayernweit

00:18:11: ist er dabei, dass er sich erholt, oder hat er sich schon wieder sehr gut erholt.

00:18:15: Das Problem vom Wanderfalken war in den 1960er und 70er Jahre Problem mit Umweltgiften und

00:18:21: dass er da stark zurückgegangen ist, in seinem Bestand.

00:18:25: Und nachdem Verbot dieser Pflanzenschutzmittel geht es ihm jetzt wieder besser.

00:18:29: Im Bayerischen Wald ist das Problem, dass wir nicht so viele günstige Brutplätze haben,

00:18:34: für den Wanderfalken.

00:18:36: Der Wanderfalke brauch möglichst ungestörte Plätze, wo er geschützt ist vor seinen Feinden,

00:18:41: also möglichst steile Felsen.

00:18:43: Und wo er auch ein wenig Schutz hat vor Wettereinflüssen, also Schmelzwasser und Niederschläge.

00:18:48: Also hier im Höllbachgespreng haben wir ein paar Felsen, die gut geeignet sind für den

00:18:53: Wanderfalken, aber es eben das Problem, dass viele der Felsen relativ nah am Wanderweg

00:18:57: liegen.

00:18:58: Und deswegen sperren wir den Wanderweg, bis wir tatsächlich wissen wo er brütet und

00:19:02: geben ihn erst wieder frei, wenn für den Wanderfalken keine Gefahr mehr besteht.

00:19:04: Und ihr arbeitet da auch mit dem LBV zusammen, also mit dem Landesbund für Vogelschutz.

00:19:09: Und es wird auch wirklich genau geschaut, ob die Sperrung auch wirklich eingehalten

00:19:14: wird.

00:19:15: Genau, also die Sperrung wird von der Nationalparkverwaltung gemacht, vom Betriebshof und den Nationalpark-Rangern.

00:19:21: Die Ranger sorgen auch dafür, dass die Sperrung eingehalten wird und, dass sich die Leute

00:19:24: dran halten.

00:19:25: Und wir haben eine Zusammenarbeit mit dem LBV, der das Monitoring für uns übernimmt.

00:19:31: Der überprüft die einzelnen Brutplätze, schaut wo Wanderfalkenbrut stattfindet und

00:19:37: ob und wie viel Nachwuchs es dann gibt.

00:19:39: Wobei die auch nicht nah an die Felsen herangehen, sondern aus der Ferne das Ganze beobachten.

00:19:43: Die haben eine gute Ausrüstung und können von Außen schauen, was vor Ort stattfindet.

00:19:48: Hat man da in den letzten Jahren, durch diese gezielten Maßnahmen auch schon was bewirken

00:19:53: können?

00:19:54: Wie hat sich die Population bei uns im Gebiet entwickelt, die letzten Jahre?

00:19:56: Ja, insgesamt wirkt sich das, gerade im Höllbachgespreng, sehr positiv aus, da haben wir die letzten

00:20:02: Jahre immer wieder erfolgreiche Bruten gehabt.

00:20:04: Aber über alle Brutplätze hinweg im Nationalpark, ist es trotzdem immer noch eine gefährdete

00:20:10: Population.

00:20:11: Man bräuchte pro Brutpaar im Schnitt 1,5 Jungvögel pro Jahr.

00:20:16: Wir sind in der langjährigen Entwicklung aber eher bei 0,8, 0,9 und deswegen ist es

00:20:22: ganz wichtig, dass man da die Brutplätze jetzt weiter gut und konsequent schützt.

00:20:25: Ja und umso wichtiger ist auch, dass man immer wieder an die Besucher appelliert sich an

00:20:31: das Wegegebot in diesen sehr schützenswerten Zonen dann auch zu halten, dass sie wirklich

00:20:37: dann auch auf den Wegen bleiben oder die halt auch nicht entsprechend begehen, wenn sich

00:20:40: nicht begangen werden dürfen.

00:20:42: Genau, also, dass diese gezielte Sperrung eingehalten wird, aber wie du schon sagst,

00:20:46: auch generell das Wegegebot in den Winter- und Frühjahresmonaten im Nationalpark eingehalten

00:20:52: werden.

00:20:53: Weil natürlich auch in anderen Bereichen Felsen sind, die genützt werden können,

00:20:57: wo aber sonstige Wege und Steige vielleicht doch wieder eine Störung darstellen würden

00:21:01: und deswegen ist es wichtig, dass man sich da an das Wegegebot hält und nur die markierten

00:21:04: Wege nutzt.

00:21:05: Das Wegegebot besagt, dass sonstige Wege und Steige, also alte Wanderwege, die zum Beispiel

00:21:10: noch in alten Wanderkarten aufgeführt sind, im Kerngebiet des Nationalparks zwischen 15.

00:21:16: November und 15. Juli nicht begangen werden dürfen.

00:21:19: Wie Jochen schon gesagt hat, um die teils bedrohte Tier- und Pflanzenwelt nicht zu stören.

00:21:25: Der Weg durch das Höllbachgespreng zählt zwar zum normalen, markierten Wegenetz im

00:21:30: Nationalpark, sein Charakter ist aber alles andere als das, teilweise schon eher alpin.

00:21:36: Das sehr abschüssige Gelände schafft aber eben auch ganz tolle und für die Region seltene

00:21:42: Nischen.

00:21:43: Ja, wir haben da vor allen Dingen zwei besondere Hang- und Schuttwald-Vegetations-Typen.

00:21:50: Zum einen haben wir den Ulmen-Bergahorn-Schluchtwald, der ganz speziell im Höllbachgespreng vorkommt

00:22:01: und ansonsten aussenrum relativ selten ist, im Bayerwald sowieso und dann erst im Alpenraum

00:22:07: erst wieder richtig vorkommt.

00:22:09: Und wir haben auch noch den Buchen-Bergahorn-Wald, der auch im Nationalpark nur mit wenigen Hektar

00:22:14: vorkommt.

00:22:15: Auch den Schwerpunkt hier im Höllbachgespreng hat und ansonsten auch seinen Verbreitungsschwerpunkt

00:22:22: eigentlich in den Alpen hat.

00:22:23: Und die können eben hier in diesem ganz besonderen, speziellen Lebensraum vorkommen und machen

00:22:30: das Gebiet so besonders, haben so Arten wie den Alpenmilchlattich oder das Silberblatt

00:22:38: mit dabei, teilweise blütenreiche Bestände, die auch wieder für Insekten sehr interessant

00:22:42: sind.

00:22:43: Ja, man sieht es auch, wenn man im Sommer raufgeht, eigentlich blüht es im Höllbachgespreng

00:22:47: überall, an jeder Ecke.

00:22:48: Das ist echt herrlich.

00:22:49: Ja, genau und das macht es dann auch so besonders für so viele verschiedene Arten, vom Wanderfalken

00:22:53: bis zum Schmetterling.

00:22:55: Das Höllbachgespreng ist wirklich ein ganz besonders Gebiet, hier im Nationalpark Bayerischer

00:22:59: Wald.

00:23:00: Wer vor hat es zu durchqueren, sollte unbedingt auf eine gute Ausrüstung achten.

00:23:03: Festes Schuhwerk und der Witterung angepasste Kleidung sollten immer dabei sein.

00:23:11: Nach dieser anstrengenden Kraxelei über Stock und Stein, sind Jochen Linner und ich beinahe

00:23:17: schon oben angekommen.

00:23:19: Der dichte Urwald wird lichter und der Gipfel des 1.315 Meter hohen Großen Falkeinsteins

00:23:26: ist nicht mehr weit.

00:23:27: So, Jochen, jetzt haben wir ganz schön geschwitzt und ganz schön geschnaupft, da rauf.

00:23:34: Das Höllbachgespreng, ist wirklich ein sehr sportlicher Weg und ich weiß nicht, aber

00:23:37: eine Brotzeit haben wir uns jetzt dann im Schutzhaus redlich verdient oder?

00:23:40: Denk ich auch, ja.

00:23:43: Bevor es die wohlverdiente Brotzeit gibt, machen Jochen Linner und ich noch einen kurzen

00:23:48: Abstecher zum Gipfelkreuz des Falkensteins, und genießen die herrliche Aussicht auf die

00:23:53: andern umliegenden Gipfel der Bayerwald-Kette, wie zum Beispiel den Großen Rachel, oder

00:23:59: auch den höchsten Berg der Region, den Großen Arber.

00:24:07: Eine herrliche Aussicht hat man aber auch vom Falkenstein-Schutzhaus und hier hab ich

00:24:16: noch eine weitere spannende Verabredung heute.

00:24:19: Mit Georg, alias Schoß, Pletl…

00:24:21: Schoß, ich trink einen Kaffee, du ein Weißbier.

00:24:24: Ja (lacht).

00:24:25: Schön, dass wir uns treffen heute.

00:24:27: Ja, Danke.

00:24:28: Er war über viele Jahre geschäftsführender Vorsitzender des Bayerischer Wald-Vereins

00:24:32: und war auch dafür verantwortlich, dass hier auf dem Großen Falkenstein seit 2018 ein

00:24:38: neues, modernes und ganz besonderes Schutzhaus steht.

00:24:41: Ich bin ja, ich tu es gleich mal vorwegnehmen, ich bin der Bauherr gewesen, ehrenamtlicher

00:24:46: Bauherr als geschäftsführender Vorsitzender vom Bayerischen Wald Verein.

00:24:49: Und in der Bauphase war ich in der Woche oft zwei oder dreimal heroben, jetzt nicht mehr

00:24:54: ganz so oft.

00:24:55: Aber vor allem treiben uns auch unsere Enkelkinder, die immer wieder sagen: Opa, wann dürfen

00:25:01: wir in deinem Haus übernachten?

00:25:03: (lacht) Und dann muss halt der Opa dann irgendwann

00:25:05: wieder einen Termin ausmachen, mit dem Garhammer Mich, wann es ein wenig passt, dass wir übernachten

00:25:12: können.

00:25:13: Da heroben ist ein so ein herzlicher Empfang, man ist immer gut versorgt und vor allem,

00:25:19: einfach wenn man von Anfang an dabei war, dann schätzt man das auch, was da heroben

00:25:23: alles läuft.

00:25:24: Egal ob man jetzt draußen sitzt, auf der wunderschönen Terrasse, oder herinnen, es

00:25:27: ist ersten Mal immer ein herzlicher Empfang und kulinarisch kann man sich, glaube ich,

00:25:32: auch nicht beschweren (lacht), also ich mag es wirklich ganz gerne heroben auch zu Essen,

00:25:36: Brotzeit zu machen.

00:25:37: Ja das war für mich auch mit ein Hauptgrund warum, weil wie das losgegangen ist, ob wir

00:25:42: an dem alten Haus was machen, renovieren oder ob ein Neubau ansteht, war für mich einfach

00:25:47: im Hinterkopf immer der gute Wirt, der Garhammer Mich, mit seiner Frau.

00:25:51: Da wo wir gesagt haben, wenn wir was bauen, dann nur, wenn die zwei einen Pachtvertrag

00:25:57: und einen langfristigen Pachtvertrag unterschreiben, dass sie auch ein renoviertes Haus oder einen

00:26:03: Neubau begleiten als Pächter.

00:26:05: Weil, wenn man heute keinen gescheiten Pächter hat, dann kann man sowas eigentlich gar nicht

00:26:10: in Angriff nehmen.

00:26:11: Man muss vielleicht kurz einmal auch noch grundsätzlich erklären, was denn der Wald

00:26:16: Verein ist.

00:26:17: Also dieses Schutzhaus das hier heute in voller Pracht heroben steht, gehört nicht dem Nationalpark,

00:26:23: sondern dem Wald Verein.

00:26:25: Was ist der Wald Verein?

00:26:28: Der Bayerische Wald Verein wurde gegründet 1883.

00:26:33: Damals der Hauptgedanke war, den Tourismus im Bayerischen Wald voranzutreiben, Verkehrserschließung,

00:26:41: Wanderwegeerschließung, dann ist Kultur noch dazu gekommen, Naturschutz und eben mit dem

00:26:49: Tourismus war es auch wichtig, dass man Übernachtungsmöglichkeiten schafft.

00:26:53: Der Hauptverein hat drei Schutzhäuser: Das neue hier am Großen Falkenstein, das Arber

00:27:00: Schutzhaus am Großen Arber und das Landshuter Haus am Geiskopf droben.

00:27:05: Aber es gibt auch Sektionen, die Sektion Grafenau, denen gehört das Schutzhaus am Lusen, der

00:27:11: Sektion Dreisessel gehört das Schutzhaus am Dreisessel, der Sektion Lam, denen gehört

00:27:18: das Schutzhaus am Osser und Schareben gehört der Sektion Draxelsried.

00:27:24: Und dem Wald-Verein gehört eben auch das Schutzhaus am Falkenstein, auch schon das

00:27:28: alte Gebäude, das in den 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts gebaut wurde und entsprechend

00:27:33: in die Jahre gekommen war.

00:27:35: Das Schutzhaus, das man in meiner Zeit jetzt vorgefunden hat, das war eigentlich schon,

00:27:40: des war irgendwo auch eine Atmosphäre und allezam haben gesagt: Was ist wollt’s an

00:27:47: das Schutzhaus abreißen denken oder renovieren?

00:27:49: Es hat auch Leute gegeben, die gesagt haben, ja, da schauen wir noch bevor ihr in die Planungen

00:27:54: geht, dass das unter Denkmalschutz gestellt wird, dass ihr da nichts tun könnt oben.

00:27:59: Das waren die „Eingefleischten“, die gesagt haben, das muss erhalten bleiben.

00:28:04: Aber nachdem sie dann schön langsam auch mitbekommen haben, wie marode der Zustand

00:28:09: war.

00:28:10: Unten der Keller, Bruchstein gemauert, Feuchtigkeit.

00:28:12: Zwischen dem Keller, zwischen den Bruchsteinen und dem Linoleum in der Gaststube ist halt

00:28:20: die ganze Holzkonstruktion morsch geworden.

00:28:22: Ich mein, wenn man in die Gaststube hineingegangen ist, dann hat ja der Boden schon geschaukelt.

00:28:26: Und die Tatsache, dass der Brandschutz eben nicht gewährleistet war und dass es auch

00:28:33: ganz schwierig war einen sinnvollen Brandschutz herzustellen, war eigentlich das schon fast

00:28:42: naheliegend, ein Neubau in Frage kommt.

00:28:45: Zumal die geschätzten Kosten für einen Neubau, dem einer Grundsanierung des alten Schutzhauses

00:28:50: beinahe gleichkamen, damals.

00:28:52: Und so fiel nach einigem Hin und Her schließlich die Entscheidung, auf dem Falkenstein ein

00:28:58: neues und hochmodernes Schutzhaus zu errichten, auch Dank dem großen Engagement einiger Unterstützer

00:29:05: und Befürworter der Neubau-Idee.

00:29:07: Da hat es einen solch einen kleinen Kreis gegeben von Leuten, die regelmäßig sich

00:29:12: da heroben getroffen haben.

00:29:13: Ich hab im Nachhinein immer gesagt: Das sind die Personen, die haben einen zweiten Wohnsitz

00:29:18: auf dem Falkenstein.

00:29:20: Und irgendwann haben die sich zusammengetan und haben gesagt: Wir müssen das vorantreiben,

00:29:25: das beim Wald Verein, das geht uns zu zögerlich.

00:29:28: Und dann ist der frühere Hüttenwirt, der Reisner Peter einmal zu mir gekommen und hat

00:29:35: gesagt: Da ist einer droben, ein Architekt Weber, der Haider Stefan auch Mitglied im

00:29:41: Hütten-Ausschuss und der Weber, wir hätten da schon ein Konzept, möchten wir mit dir

00:29:46: als erstes mal besprechen.

00:29:47: Und ich muss sagen, die sind dann zu mir gekommen.

00:29:50: Der Herr Weber hat gesagt: Hättest du was dagegen, wenn wir eine Planung, eine Grobplanung

00:29:56: und eine Kostenaufstellung machten würden, was eine Renovierung kostet und gleichzeitig,

00:30:02: was in etwa ein Neubau kosten würde.

00:30:04: Und ich muss sagen, da waren Fachleute dabei, die ja jetzt auch alle beim Neubau mitgewirkt

00:30:10: haben, das waren eigentlich die treibenden Kräfte, dass da irgendwas voran gegangen

00:30:15: ist.

00:30:16: Und dann, innerhalb kürzester Zeit haben wir eine Grobplanung gehabt und es hat sich

00:30:21: halt herausgestellt, eine Renovierung vom alten Schutzhaus würde circa eineinhalb Millionen

00:30:25: Euro kosten und ein Neubau zwei Millionen.

00:30:29: Wie sollte ein gemeinnütziger Verein Baukosten von 2 Millionen Euro stemmen?

00:30:35: Nur durch die Unterstützung der Waldvereinssektionen und Mitglieder, Spenden- und Fördergelder

00:30:43: und der ursprüngliche Plan für das neue Schutzhaus wurde auch nochmal abgeändert,

00:30:47: was die geschätzten Baukosten nochmal um rund eine halbe Million Euro verringerte.

00:30:51: Und so konnte 2018 schließlich der Spatenstich für dieses besondere Schutzhaus erfolgen.

00:30:57: Im April haben wir den Eingabeplan eingereicht.

00:31:00: Im Juni war Spatenstich und so ist das dann wirklich Schlag auf Schlag gegangen.

00:31:06: Aber die Idee, wie das Haus ausschauen soll, ist in erster Linie die Idee vom Max Weber

00:31:13: gewesen, der das durchgeplant hat.

00:31:15: Und es war auch so auf dem Berg heroben, wieder alles mit Holz machen?

00:31:19: Den Keller hätten wir sowieso betonieren müssen, und ab der Kellerdecke ist ja sowieso

00:31:26: alles Massivholz, das sieht man zwar nicht, weil da herinnen die schöne Holzverkleidung

00:31:30: ist, aber oben drüber ist alles Balkendecke.

00:31:33: Es ist Altes und Neues gemeinsam entstanden.

00:31:37: Und es fügt sich auch gut in die Landschaft ein und wenn man mal herinnen sitzt und ein

00:31:41: gutes Wetter ist, dann siehst du ja bis zu den Alpen.

00:31:44: Ja, das ist natürlich….

00:31:45: Auch gleich wieder hat irgendeiner die Idee gehabt, das muss man in die Öffentlichkeit

00:31:51: tragen, der größte Fernseher Niederbayerns steht auf dem Falkenstein (lachen).

00:31:56: Und das war auch so.

00:31:58: Die Leute, wenn rein kommen, das ist das Erste, dass sie an das Fenster hin gehen, bevor sie

00:32:03: sich einen Platz suchen, schauen sie erst einmal von dem Fenster raus und das ist einfach,

00:32:06: auf Neudeutsch ein „Highlight“ für dieses Haus da heroben.

00:32:10: So einen gewissen Stolz auf sein Falkenstein-Schutzhaus, den hört man bei Georg Pletl schon ein wenig

00:32:16: heraus.

00:32:17: Und natürlich will er mir, als ehemaliger Bauherr, das vollendete Werk noch genau zeigen.

00:32:23: Angefangen vom Keller, mit Lager und Sanitär-Räumen bis hinauf unters Massivholzdach, in dessen

00:32:30: besonders warmer Atmosphäre es sich als Wanderer oder Tagesgast wunderbar übernachten lässt.

00:32:36: Warst du da schon mal heroben?

00:32:37: Nein, da war ich noch tatsächlich nicht heroben.

00:32:40: Ich liebe alleine schon den Holzgeruch, das ist ja herrlich!

00:32:43: So, aber das sind jetzt die Vierbettzimmer.

00:32:48: Zwei große Stockbetten übereinander, gell?

00:32:50: Sogar Doppelbett!

00:32:51: Doppelbett.

00:32:52: Wenn ich rauf gehe, dann leg ich immer Wert drauf, dass ich in einem dieser zwei Zimmer

00:32:59: bin, mit Nebeneinander-Stockbetten.

00:33:00: Und die anderen, es sind nämlich auch Zimmer, wo wirklich zwei hintereinander und dann zwei

00:33:09: übereinander.

00:33:10: Wie gesagt, das sind die schönsten, auch mit der schöneren Aussicht da hervorne.

00:33:13: Ja, wenn du eh öfters heroben nächtigst, wie schläft es sich dann heroben?

00:33:17: Gut, ganz gut!

00:33:19: Weil man normal auch ein bisschen was getrunken hat, da schläft es sich ein bisschen leichter

00:33:24: (lachen).

00:33:25: Also der Ausblick ist wirklich fantastisch, man sieht runter bis Zwiesel, schon genial.

00:33:30: Und einfach das helle Holz, für mich ist das…

00:33:33: das ist wieder Hütten-Charakter, es ist halt neu.

00:33:38: Aber trotzdem ist es nicht ungemütlich.

00:33:40: Durch das ganze Holz.

00:33:41: Es ist einfach alles gemütlich da heroben.

00:33:44: Immerhin 40 Betten stehen den Gästen auf dem Falkenstein-Schutzhaus von Mai bis Oktober

00:33:49: zur Verfügung.

00:33:50: Mehr Infos, auch zu genauen Öffnungszeiten, stehen auf der Schutzhaus Homepage.

00:33:56: Es ist auf jeden Fall ein besonders Haus, auf einem besonderen Berg, in einem ganz besonderen

00:34:02: Schutzgebiet, dem Nationalpark Bayerischer Wald.

00:34:05: Und eine Tour, rauf zum Falkenstein lohnt auf alle Fälle, egal ob mit dem Rad, zu Fuß

00:34:12: oder im Winter auch mit Schneeschuhen oder Tourenskiern.

00:34:15: Weitere interessante Routen gibt’s wie immer natürlich auch auf der Nationalpark-Homepage.

00:34:20: Ich sag für heute Servus und geb schon einen kleinen Hinweis auf die nächste Folge: Da

00:34:27: lösen wir das Rätsel, was ein sogenannter „Woid-Stier“ ist und wo sie hier früher

00:34:33: ihre Spuren hinterlassen haben.

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