Vom Wachsen, Werden und Sein
Shownotes
In Folge 2 geht es nicht nur auf eine schöne Wanderung, sondern auch auf eine kleine Zeitreise. Die erste Nationalparkerweiterung 1997 im Falkenstein-Gebiet brachte der Region nicht nur mehr Waldwildnis. Auch einige beliebte Besuchereinrichtungen konnten dadurch entstehen.
Auf der 1. Etappe geht es das kurze Stück von Zwieslerwaldhaus ins Wildniscamp am Falkenstein. Dort gibt uns der Leiter der Nationalpark-Umweltbildung, Lukas Laux eine Führung.
Im zweiten Teil wandern wir mit der ehemaligen Bürgermeisterin von Lindberg, Gerti Menigat bis zum Nationalparkzentrum Falkenstein und zum Haus zur Wildnis. Dabei erzählt die passionierte Kommunalpolitikerin ihre bewegte und manchmal nicht besonders harmonische Beziehung zum Nationalpark.
Im letzten Kapitel besuchen wir mit dem Leiter des Servicezentrum Falkenstein, Reinhold Gaisbauer noch das Tierfreigelände in Ludwigsthal. Er kennt die Anlage wie seine Westentasche und war schon bei der Entstehung mit dabei.
Gitarre: Michael Reiß
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00:00:00: Wildnis G’schichtn: Vom Wachsen, Werden und Sein
00:00:08: Servus und Willkommen zur 2. Folge der WILDNIS GSCHICHTEN aus dem Nationalpark Bayerischer
00:00:14: Wald – Heute machen wir nicht nur eine schöne Wanderung, sondern auch eine kleine Zeitreise
00:00:19: ins Jahr 1997.
00:00:22: Da beschloss der Bayerische Landtag, dass der 27 Jahre zuvor gegründete Nationalpark
00:00:29: auf insgesamt fast die doppelte Fläche erweitert werden sollte - vor allem Gebiete des ehemaligen
00:00:35: Forstamtes Zwiesel sollte zu Nationalparkgebiet werden und wurde es dann auch.
00:00:40: Seither ist in dem Gebiet um den Berg – Großer Falkenstein – vieles entstanden, nicht nur
00:00:46: mehr Waldwildnis.
00:00:47: Auch Besucher- und Umweltbildungseinrichtungen und ein paar davon schauen wir uns heute an.
00:00:52: Ich hoffe ihr habt den Wanderrucksack schon um, denn schon geht’s los:
00:01:01: Startpunkt unserer heutigen Tour ist der Ort Zwieslerwaldhaus – Von hier aus folgen wir
00:01:07: dem Rundwegs Luchsfährte.
00:01:09: Der führt uns schnell raus aus dem Ort und schon nach wenigen hundert Metern am Wildniscamp
00:01:14: am Falkenstein vorbei.
00:01:16: Dieses Camp der etwas anderen Art war damals die erste Große Neuerung, die im Rahmen der
00:01:22: Nationalpark-Erweiterung entstanden ist.
00:01:25: Und er war mit dafür verantwortlich: Lukas Laux.
00:01:29: Er ist der Leiter des Bereichs Umweltbildung beim Nationalpark und hat das Wildniscamp
00:01:34: mit geplant und aufgebaut.
00:01:36: Und weils heute ziemlich verregnet ist, treffe ich mich mit Lukas im großen Zentralgebäude.
00:01:43: Wenn man es vom Gipfel des Falkensteins aus erspäht, sieht es fast aus wie das Rückrad
00:01:48: eines liegenden Menschen.
00:01:50: Und drinnen „mentschelts“, beziehungsweise wuselt es auch ganz ordentlich.
00:01:55: Hätte ich jetzt eigentlich meine Schuhe ausziehen müssen, Lukas?
00:01:58: Eigentlich schon.
00:01:59: Ist halb so wild.
00:02:00: Lukas, wir gehen jetzt grad durch das Hauptgebäude im Wildniscamp am Falkenstein, was ist hier
00:02:06: alles hier drinnen?
00:02:10: Ja, hier im Hauptgebäude, das ist so das Zentralgebäude, wo die Gruppen, grade wenn
00:02:14: sie aus den Themenhütten, aus den Länderhütten hier hochkommen, wo sie sich aufwärmen können
00:02:19: und auch übernachten können.
00:02:21: Außerdem haben wir hier Materiallager.
00:02:23: Du siehst hier laufen die grade mit Spiegeln und Sitzkissen, mit Bastelmaterialien und
00:02:29: alles.
00:02:30: Und hier links, sieht man die Räume für die Lehrer.
00:02:34: Wir können ja mal einen Blick runter werfen.
00:02:37: Und man sieht dann von hier, wenn man rausschaut, kann man auf die Themenhütten schauen.
00:02:44: Die sieht man von hier aus gar nicht.
00:02:50: Naja, man sieht sie nicht mehr so ganz, aber man kann sie erahnen.
00:02:53: Gut zugewachsen!
00:02:54: Das war natürlich damals in der Anfangszeit ein klares Kriterium.
00:02:59: Die Lehrer hatten ja erstmal noch so ein bisschen Bedenken, mit den Schülern in der Wildnis
00:03:04: zu übernachten und wie können sie die kontrollieren, auch nachts.
00:03:07: Und da haben wir immer gesagt: Naja, man sieht das von hier oben ja alles.
00:03:10: Aber es hat sich auch in den letzten Jahren nie irgendwie eine Situation ergeben, wo man
00:03:17: sagen musste, es war brenzlig für die Lehrer, dass die Schüler zu stark in den Nächten
00:03:23: umhergeschweift sind.
00:03:25: Aber das gehört zu so einem Aufenthalt dazu.
00:03:27: So lange es nicht ausufert.
00:03:29: Genau, genau, genau.
00:03:31: Vielleicht haben die meisten dann doch Respekt davor, mitten in der Nacht durch die Waldwildnis
00:03:36: zu geistern.
00:03:37: Es ist für alle schon ein kleines Abenteuer – und das soll es ja auch sein – Hier
00:03:42: im Wildniscamp zu übernachten und spannende Tage zu verbringen.
00:03:46: Übrigens ohne, dass von vornherein ein striktes Programm vorgegeben wäre.
00:03:52: Lukas Laux und sein Team bauen darauf, dass die Schüler selbst entscheiden können, was
00:03:56: sie hier machen möchten.
00:03:58: Wenn die Schüler Fragen haben und was wissen wollen, was im Boden vor sich geht – klar!
00:04:03: Dann können wir das machen.
00:04:04: Oder, wenn sie in der Wasserhütte übernachten und mehr zum Thema Wasser wissen wollen – klar!
00:04:10: Dafür sind die Betreuer da.
00:04:11: Aber nicht, dass wir ein Konzept vorgeben, wo ganz klar ist: das und das wird jetzt vermittelt.
00:04:18: Sondern, es kommt von den Schülern und wenn du dich an deine eigene Schulzeit erinnerst,
00:04:24: dann hast du das am besten in Erinnerung, was du wirklich wissen willst und nicht was
00:04:28: der Lehrer dir beibringen wollte.
00:04:30: Die sollen wirklich die Wildnis erspüren hier und die Natur, den Wald kennenlernen.
00:04:37: Es sind unterschiedliche Gruppen, vor allem aber Schulklassen, die ins Wildniscamp kommen
00:04:42: – Wie zum Beispiel eine unserer Nationalparkschulen - die Montessori-Schule in Freyung – Die
00:04:48: Kinder sind mit ihren Lehrern hier schon ein paar Tage.
00:04:51: Also es ist richtig schön, da hat man Erlebnis und so und die Zimmer sind am schönsten!
00:04:56: Mir gefällt es ganz gut da, und ich hab schon ein paar neue Freunde gefunden.
00:04:59: Mir gefällt es gut hier, vor allem die Häuser gefallen mit und das Essen ist auch gut da
00:05:03: herinnen.
00:05:04: Und es ist eigentlich ganz lustig, dass man irgendwie immer im Wald ist und die ganzen
00:05:08: Hütten.
00:05:09: Und genau diese Hütten sind jetzt Ziel von Lukas und mir.
00:05:13: Insgesamt 15 davon stehen auf dem weitläufigen Gelände.
00:05:17: Du hast schon gesagt, es gibt zwei verschiedene Arten von Hütten, Themenhütten mit einem
00:05:21: bestimmten Naturthema aber eben auch die Länderhütten.
00:05:25: Ja, die sogenannten Länderhütten sind eigentlich aus der Idee entstanden, dass wir natürlich
00:05:30: schnell gemerkt haben, Naturschutzarbeit, Biodiversität, das ist alles eine weltweite
00:05:36: Angelegenheit.
00:05:37: Und wir können nicht über den Nationalpark eine Käseglocke stülpen und so tun als ob
00:05:42: wir hier heile Welt spielen, sondern wir wollten mit unseren Partner-Nationalparken, die es
00:05:48: dann geworden sind, zeigen, Nationalparke sind eine weltweite Idee und der Schutz der
00:05:55: Natur ist auch ein weltweiter Gedanke.
00:05:57: Und das was so ähnlich aussieht, wo die Kinder immer sagen, oh, das ist ja ein Tipie.
00:06:02: Das ist eine Jum und zwar aus Sibirien, die bei uns mitmachen wollten gerne.
00:06:08: Das sind zwei indigene Völker, die sich in diesem Wildniscamp sich auch mit präsentieren
00:06:13: wollten.
00:06:14: Da sehen wir, dass die zum Beispiel, bedingt durch den Klimawandel gar nicht mehr zu ihren
00:06:19: Hütten, einen Großteil des Jahres fahren können, weil die Böden auftauen.
00:06:23: Oder, wenn man jetzt da hinten die venezulanische Hütte nimmt, die liegt in einem Nationalpark,
00:06:29: das ist an der Küste, die sind wiederum von Überflutungen bedroht.
00:06:33: Oder in der Mongolei, dort drüben die mongolische Jurte, da ist es ähnlich.
00:06:39: Alle solche Sachen können die Schüler hier erleben.
00:06:42: Und dann natürlich auch einzutauchen, wie schwierig es ist, das Klima wirklich zu schützen
00:06:47: und was jeder selber auch dazu beitragen kann.
00:06:49: Jetzt sind wir rüber gegangen nach Venezuela, es ist gefühlt gleich mal 20 Grad wärmer
00:06:54: geworden.
00:06:55: Gegangen, wir sind mit dem Schiff gefahren!
00:06:56: Weil, wir sind ja praktisch von Sibirien über Afrika jetzt Mongolei nach Venezuela gekommen.
00:07:06: Da braucht man das Schiff, ja.
00:07:08: Und hier im Wildniscamp liegt Venezuela direkt neben Vietnam, aber jetzt gehen wir mal nach
00:07:16: Venezuela rein.
00:07:17: Ja wir sehen von außen, ist Lehm.
00:07:18: Wir haben das mit Stroh schon, mit ein bisschen Gras gemischt, genau so, wie sie es in Venezuela
00:07:23: auch machen dort im Schutzgebiet.
00:07:26: Wo also auch die Ranger drin wohnen und die Menschen, die in dem Park leben.
00:07:32: Aber wenn man sich jetzt mal umguckt hier, es ist oben mit Bambus gedeckt, es ist mit
00:07:38: Schilf und vor allem, dieses Stück haben wir nicht verkleidet, das ist Kokosnuss.
00:07:45: Das sind die Außenschalen von der Kokosnuss.
00:07:47: Und die sind hier in den Wänden verarbeitet?
00:07:51: Die ganzen Wände bestehen aus diesen Kokosnuss-Schalen und da war es natürlich ganz interessant,
00:07:55: wir haben ja die Materialien sind immer aus den Schutzgebieten gekommen, per Container
00:08:00: hier hin transportiert worden.
00:08:01: Da hat uns eine Firma das kostenlos gesponsert.
00:08:05: Und der Zoll hatte natürlich eine harte Zeit mit uns, weil er konnte gar nicht glauben,
00:08:11: dass auf den Papieren stand: Kokosnuss-Schalen.
00:08:16: Und dann hat er angerufen und hat gesagt: Herr Laux, wir sind jetzt schon vieles gewohnt,
00:08:21: aber Kokosnuss-Schalen?
00:08:22: Sie wollen mir doch nicht klarmachen, dass sie einen Container voll Kokosnuss-Schalen
00:08:26: bestellt haben.
00:08:27: Wir so: Doch!
00:08:28: Ja, das müssen Sie auspacken.
00:08:29: Und dann sind wir zusammen mit den FÖJlern zum Zoll gefahren, haben angefangen den Container
00:08:35: auszuleeren und als wir schon einen riesen Berg Kokosnuss-Schalen da liegen hatten, hat
00:08:39: er gesagt: Ach, ich glaubs ihnen!
00:08:40: Packen Sie alles wieder ein.
00:08:41: Und wir haben es hier offen gelassen, damit mans einfach mal sehen kann, wie diese Hütte
00:08:48: gebaut ist.
00:08:49: Lukas, jetzt wo wir langsam wieder Richtung Hauptgebäude zurückgehen, was wünscht du
00:08:53: dir für dein Wildniscamp eigentlich noch für die Zukunft?
00:08:57: Was sind deine Träume, deine Wünsche für hier?
00:09:01: Ja, meine Wünsche sind, dass es natürlich mit dem Betrieb hier so gut weitergeht, und
00:09:06: ich würde gerne den internationalen Bereich noch stärker ausbauen, sodass wir auch wirklich
00:09:12: Zeit für Kooperationen mit andern Schutzgebieten weltweit haben
00:09:16: und auch wieder in den gemeinsamen Austausch eintreten können.
00:09:20: Ich fand es sehr spannend, dass aus Vietnam, zum Beispiel, Ranger hier für ein halbes
00:09:25: Jahr hergekommen sind und bei uns mit Dienst gemacht haben, es kennengelernt haben.
00:09:31: Auch dieser Austausch, diesen Personalaustausch zwischen den Schutzgebieten, da würd ich
00:09:36: es sehr begrüßen, wenn wir das wieder starten würden.
00:09:39: Ich sag auf jeden Fall recht herzlichen Dank, wünsch dir alles Gute und war wirklich spannend
00:09:43: hier mal ne Runde zu drehen und zu sehen, was hier los ist im Wildniscamp.
00:09:46: Ja Mensch, dir vielen Dank und es war ja dein erster Besuch hier im Wildniscamp – Ja – und
00:09:51: ich hoffe nicht dein Letzter und bist herzlichst immer wieder eingeladen hier.
00:09:55: __ Nein, ich werde sicherlich nicht das letzte
00:09:58: Mal hier im Wildniscamp vorbeigeschaut haben und wenn es nur bei einer Wandung ist, zum
00:10:03: Beispiel über den Rundweg Luchsfährte, der mich nach dem Camp direkt zum Nationalparkzentrum
00:10:09: Falkenstein bringt.
00:10:10: Geht man den Rundweg komplett sind stolze 28 Kilometer zu überwinden.
00:10:16: Für mich sind es heute aber nur knappe fünf.
00:10:19: Und ich muss erfreulicherweise auch nicht alleine gehen.
00:10:22: Eine besonders spannende Protagonistin der Nationalparkerweiterung 1997 hab ich mir für
00:10:29: die kurze Tour eingeladen: Gerti Menigat.
00:10:32: Sie war viele Jahre Bürgermeisterin von Lindberg und Anfangs eine große Kritikerin der Nationalparkerweiterung:
00:10:38: Es hat geheißten, das Haus zur Wildnis kommt in die Gemeinde Lindberg.
00:10:42: Das war natürlich schon ein Zuckerl, sag ich.
00:10:45: Aber auf der anderen Seite ist halt einfach die Borkenkäferbekämpfung, die dann eingestellt
00:10:52: wird.
00:10:53: Das hat uns natürlich schon weh getan, weil einfach der Waidler mit seinem Woid aufgewachsen
00:10:56: ist.
00:10:57: Und wenn man mit den alten Leuten geredet hat.
00:10:59: Ja, die haben auch die schlechte Zeit mitgemacht, die haben gesagt: Mei, schaut euch die Bäume
00:11:05: an und die sind jetzt alle hin und nicht einmal verkaufen tun sie es, als Holz.
00:11:11: Also das war für die furchtbar.
00:11:13: Man hat immer im und mit dem Wald gelebt, von den Heidelbeeren angefangen, über das
00:11:19: Brennholz und die Schwammerl, vielleicht mal schwarz gejägert (lacht), ist auch vorgekommen.
00:11:26: Auf jeden Fall: Auf einmal gehört ihnen der Wald nicht mehr.
00:11:31: Weißt, das ist das gewesen.
00:11:33: Das war der Schock.
00:11:34: Ich mein, das war immer ein Staatsforsten, aber mei, in den Staatsforsten, da hat man
00:11:38: ja die ganzen Förster gekannt.
00:11:40: Die haben dir dann das Holz angewiesen und die Frauen, die ja kein Einkommen gehabt haben,
00:11:48: die haben dann den Wald zusammengeräumt und haben die Fichten gesetzt.
00:11:52: Und da haben sie natürlich Geld verdient, so ein wenig ein Taschengeld.
00:11:57: Und das ist auf einen Schlag halt alles weggefallen.
00:12:00: Jetzt fährt die Waldbahn grad.
00:12:04: Die Waldbahn, ja.
00:12:06: Im Stundentakt.
00:12:07: Ja, Gerti du warst ja quasi auch eine, die anfangs den Park auch ziemlich skeptisch gesehen
00:12:15: hat.
00:12:16: Ja, also ich habe den unteren Park gekannt und das war für mich Abschreckung genug,
00:12:22: muss ich sagen.
00:12:23: Also diese vielen kaputten Bäume, die da gestanden und gelegen sind und so.
00:12:30: Also für unser Waldbild, in meiner Generation – ich bin heuer (2022) 63 Jahre alt – das
00:12:35: war für mich ein Schock.
00:12:37: Ich muss es dir ganz ehrlich sagen.
00:12:38: Die jungen Leute sehen das heutzutage natürlich ganz anders, weil die mit dem Gedanken Nationalpark
00:12:46: aufgewachsen sind.
00:12:47: Auch durch die Junior-Ranger und so weiter.
00:12:49: Aber in dem Moment, wo ich dort drunten wandern gegangen bin, da hab ich mir gedacht, nein.
00:12:57: Lauter dürre Bäume.
00:12:58: – Toter Wald, vermeintlich – Ja, toter Wald.
00:13:01: Heute weiß man es anders.
00:13:02: Heute ist alles anders.
00:13:04: Und das hat bei mir Jahre gedauert, bis ich mich da an den Anblick irgendwie gewöhnt
00:13:09: habe.
00:13:10: Und ich wandere halt viel, ich bin viel unterwegs, im Park und überall.
00:13:15: Und nirgends, nirgends hab ich ein solches Chaos vorgefunden, wie da unten, im unteren
00:13:19: Wald.
00:13:20: Und das war für mich das was ich gesagt hab, ich bin dagegen.
00:13:24: Nicht gegen den Nationalpark, weil sie haben dann ja wunderbare Wanderwege ausgewiesen
00:13:30: und haben ja wirklich viel gemacht, auch für Besucher und für Urlauber.
00:13:35: Aber dass der Borkenkäfer nicht bekämpft worden ist und in diesen Jahren war jedes
00:13:42: Jahr, aber schon so viel Kubikmeter Schadholz, dass man gesagt hat: Ja, da bleibt ja gar
00:13:46: nichts mehr übrig.
00:13:47: Ja, die Bedenken kann man schon verstehen, grad auch von den Waldbauern selber, weil
00:13:51: im Endeffekt ist es ja ihr Kapital.
00:13:53: Ihr Geld.
00:13:54: Ja natürlich, das kommt noch mit dazu.
00:13:56: Wenn die Bärnzellner oder auch die unseren in Lindberg, die ja viel Wald haben gesagt
00:14:02: haben, ja, was machen wir denn, wenn er rüberkommt?
00:14:05: Das Schadholz, da kriegst du ja nichts mehr dafür.
00:14:08: Ich mein, dass es jetzt anders gekommen ist, dass durch die Trockenheit (lacht), da wo
00:14:12: jetzt der Park einmal nicht schuld ist, das alles entstanden ist, dass sie so viel Holz
00:14:17: machen müssen.
00:14:18: Aber das steht auf deinem anderen Blatt.
00:14:20: Ja, für alles können wir nichts.
00:14:21: Nein für alles könnt ihr nichts dafür…
00:14:23: (lacht) Und wir haben heiße Kämpfe ausgeführt,
00:14:25: auch im kommunalen Nationalparkausschuss, weil die anderen Bürgermeister waren eigentlich
00:14:28: alle dafür und ich war die einzige, die dagegen war.
00:14:31: Und da hat es also wirklich gescheppert, jedes Mal.
00:14:34: Nicht nur in der Politik hat es damals, vor 25 Jahren, ordentlich gescheppert.
00:14:39: Auch in der Bevölkerung gab es teilweise größere Proteste gegen die Erweiterung.
00:14:45: Der Bayerische Landtag beschloss sie trotzdem – Und machte auch ein Zugeständnis an die
00:14:49: besorgen privaten Waldbesitzer: Im Erweiterungsgebiet wurde zusätzlich zur Rand- und Naturzone
00:14:56: auch eine Managementzone ausgewiesen, in der weiter der Borkenkäfer bekämpft wurde - entgegen
00:15:02: der Philosophie „Natur Natur sein lassen“.
00:15:05: Und auch bei Gerti Menigat änderte sich nach Jahren des Widerstands langsam die Meinung.
00:15:11: Vor allem als Franz Leibl 2011 neuer Nationalparkleiter wurde:
00:15:16: Ja, und dann ist der Dr. Leibl also von Bürgermeister zu Bürgermeister gegangen und bei mir ist
00:15:21: er zum Schluss dahergekommen.
00:15:22: Und dann ist er zu mir reingegangen und dann hat er gesagt: Bei Ihnen habe ich jetzt bis
00:15:26: zum Schluss gewartet.
00:15:27: Ich fürchte mich fast ein wenig.
00:15:29: Ja, sagt ich: Sie dürfen sich gerne ein wenig fürchten, so ist es nicht.
00:15:33: (lacht) Ich war schon richtig geladen, bevor ich den Mann überhaupt das erste Mal gesehen
00:15:38: hab.
00:15:39: Und dann hat er sich hergesetzt, und dann haben wir geredet und dann hab ich gesagt:
00:15:42: Wissen Sie was, hab ich gesagt, ich kann es Ihnen jetzt nur so sagen, ganz ehrlich, was
00:15:47: ich halte von dieser ganzen Sache.
00:15:49: Und ich würde sie bitten, dass sie mir auch ganz ehrlich ihr Meinung sagen, weil dieses
00:15:54: hinten rum, versteckt irgendwo, das packe ich nicht.
00:15:59: Mei, hat er gesagt.
00:16:01: Jetzt sag ich Ihnen eines: Gegen die Philosophie „Natur Natur sein lassen“, da Rücke ich
00:16:09: nicht ab, keinen Millimeter.
00:16:10: Über alles andere können wir reden.
00:16:12: Dann hab ich gesagt: Na gut, mir ist schon klar, dass sie da nicht abrücken können,
00:16:17: weil das ist ein Beschluss vom Landtag gewesen, sie sind der Leiter der Nationalparkverwaltung
00:16:21: und sie können jetzt nicht sagen, wir tun in Zukunft den Borkenkäfer bekämpfen.
00:16:26: Das ist mir schon klar.
00:16:27: Aber alles andere, die Zusammenarbeit mit der Gemeinde, vor allem mit den Leuten.
00:16:33: Die sind Jahrhundertelang auf ihren Wegen zum Falkenstein raufgegangen, da sind auch
00:16:39: Rückewege und da haben sie auch das Holz runtergeholt und so.
00:16:42: Und auf einmal sagt der Park: Auf dem Weg dürft ihr nicht mehr gehen.
00:16:47: Ihr dürft auch keine Schwammerl mehr suchen und Heidelbeeren dürft ihr auch nicht mehr
00:16:52: zupfen.
00:16:53: Dann hab ich gesagt: Wissen Sie was, Dr. Leibl, das pack ich nicht.
00:16:57: Da müssen wir schauen, dass wir zu etwas kommen.
00:16:58: Und dann haben wir uns so hervorragend unterhalten.
00:17:01: Also nach den ersten 5 Minuten haben wir einen Draht zueinander gehabt, wo ich mir gedacht
00:17:05: habe: Naja, wenn er mir jetzt nichts vorgemacht hat, dann könnte ich mit diesem Mann in Zukunft
00:17:10: leben.
00:17:11: Und das hat sich dann tatsächlich, also zu einer gedeihlichen Zusammenarbeit, muss ich
00:17:17: sagen, entwickelt, die sowohl für den Park, für die Leute wunderbar war.
00:17:23: Also war der Herr Leibl so etwas, wie ein „Game Changer“, auf Neudeutsch gesagt?
00:17:26: Ja, richtig.
00:17:27: Ganz genau.
00:17:28: Wenn er irgendetwas vorgehabt hat, bei uns im Gebiet, dann hat er mich geholt.
00:17:31: Dann sind wir im Wald rumgefahren und herumgegangen, hat gesagt, schau her: Den Weg möchte ich
00:17:36: gerne umlegen, da und dort hin und das und das.
00:17:39: Und passt dir das, hast du was dagegen?
00:17:41: Sag ich, nein, wenn es so wird, wie du sagst, kein Problem.
00:17:45: Sehr schön, also es zeigt, ihr habt beide ein sehr vertrauensvolles Verhältnis mittlerweile,
00:17:52: weil wir jetzt schon, eben beim Thema Parkerweiterung vor 25 Jahren hier im Landkreis Regen sind…
00:18:01: 25 Jahre später ist, glaub ich, die Meinung in der Bevölkerung eine ganz andere, und
00:18:09: wahrscheinlich auch deine.
00:18:11: Was hat die Region durch den Park gewonnen?
00:18:14: Also erstens ein wunderschönes Wandergebiet, mi den Einrichtungen, die die Leute anziehen.
00:18:23: Vor allem die jungen Familien.
00:18:24: Da musst du mal im Sommer heroben sein, die kommen von überall her mit ihren kleinen
00:18:28: Kindern.
00:18:29: Und es hat halt der Region im Tourismus sehr, sehr geholfen.
00:18:33: Was ich damals anders gesehen habe, sehe ich heute so: Ohne Park würden wir nicht so gut
00:18:41: ausschauen, wie wir jetzt mit den Übernachtungen dastehen.
00:18:45: Die Weitsicht, die die Regierung gehabt hat, die hat sich da bestätigt.
00:18:49: Und so geht die Begeisterte Wanderin Gerti Menigat heutzutage mit einem ganz anderen
00:18:54: Blick durch den Nationalpark.
00:18:56: Die wenigen Kilometer von Zwieslerwaldhaus nach Ludwigsthal zum Nationalparkzentrum Falkenstein
00:19:02: haben wir inzwischen auch schon beinahe geschafft: Ja, jetzt gehen wir im Endeffekt durch das
00:19:07: Zentrum in deiner Gemeinde, das Nationalparkzentrum Falkenstein mit dem großen Tierfreigelände,
00:19:14: über das wir natürlich in dieser Podcast-Folge auch noch ganz viel hören werden, und wir,
00:19:18: Gerti, würd ich jetzt sagen, bei dem Sauwetter heute.
00:19:21: Wir trinken jetzt noch einen gemütlichen Kaffee im Haus zur Wildnis.
00:19:24: Kannst du es überhaupt noch zählen, wie oft du hier schon heroben warst?
00:19:28: Nein, das kann ich nicht mehr.
00:19:30: Vor allem, seit ich seit 10 Jahren Enkel hab, da war ich auf alle Fälle jedes Wochenende
00:19:36: heroben, oder fast jedes Wochenende.
00:19:38: Jetzt sind sie größer, jetzt gehen sie nicht mehr so mit, ins Haus zur Wildnis, aber ich
00:19:43: geh nach wie vor gerne!
00:19:44: Erstens Mal, gibt es eine tolle Gastronomie, ganz tolle Gastronomie.
00:19:48: Und zweitens ist für Kinder, sowohl außen, als auch innen so viel geboten, dass dich
00:19:53: du als Eltern einmal beruhigt hinsetzen kannst und musst nicht immer schauen, wo die Kleinen
00:19:59: sind, ob sie sich weh tun oder so.
00:20:02: Sondern, da passiert nichts, da ist kein Auto, nix.
00:20:05: Ganz entspannt lassen Gerti Menigat und ich uns den Kaffee in der Haus zur Wildnis-Gastro
00:20:10: schmecken.
00:20:11: Frische Kuchen gibt es dort übrigens auch immer, nur so als Tipp.
00:20:14: Und natürlich die große Erlebnisausstellung nach der Kaffee-Pause mit Wurzelgang, Nachtraum
00:20:21: und Nationalpark-Kino und vielem mehr…
00:20:23: Ist für Familien mit Kindern echt mal ein Ausflug wert, das Haus zur Wildnis.
00:20:29: -- Ich kann heute leider nicht länger bleiben,
00:20:32: denn meine Tour geht ja noch ein bisschen.
00:20:34: Hinter dem Haus zur Wildnis liegt nämlich das große Tierfreigelände und hier am Einstieg
00:20:40: wartet schon Reinhold Gaisbauer auf mich.
00:20:43: Ja, Guten Morgen!
00:20:44: Reinhold leitet im Nationalpark Bayerischer Wald das Servicezentrum Falkenstein und ist
00:20:48: unter anderem für das weitläufige Areal mit all seinen Wegen und Gehegen zuständig.
00:20:54: Keiner weiß mehr über das Tierfreigelände am Falkenstein, als er.
00:20:58: Das hat mit der Planungsphase begonnen, dann weiter mit dem Bau, mit dem Aufbau der Gehege,
00:21:04: da hab ich eigentlich in der Hauptsache die Bauleitung übernommen gehabt.
00:21:08: Und später halt den technischen Betrieb.
00:21:11: Das heißt: Ich kümmere mich um die Anlagen, die Zäune, die Wege und auch um die Organisation
00:21:16: der Tierpflege.
00:21:17: Steckt ganz schön was dahinter!
00:21:19: Wir müssen aber, glaub ich, bevor wir ein wenig tiefer in die Thematik einsteigen, noch
00:21:23: ganz kurz den Unterschied erklären: Tierfreigelände ist nicht gleich Zoo.
00:21:28: Ja der Unterschied ist eigentlich, in einem Tierfreigelände werden die Tiere in größeren
00:21:35: Anlagen gehalten.
00:21:36: Größere Anlagen, mehr Landschaftsangepasst.
00:21:39: In einem Zoo ist es natürlich so, die sehr häufig in Städten sind, das heißt die sind
00:21:45: also von der Fläche her begrenzt.
00:21:46: Das heißt, dass man keine Gehege bauen kann mit 5, 6 oder 10 Hektar, sondern, dass einfach
00:21:52: die Möglichkeiten viel begrenzter sind.
00:21:54: Bei uns im Nationalpark, wir haben halt die Philosophie, nach dem wir ja Tiere in Zäunen
00:21:59: halten, dass wir versuchen die Tiere möglichst artgerecht und auch in ihrer natürlichen
00:22:04: Umgebung zu halten.
00:22:05: Wir stehen jetzt hier auf der Luchskanzel heroben.
00:22:07: Das ist, wenn wir es kurz mal beschreiben, so eigentlich eine typische Lebenssituation
00:22:12: für den Luchs, auch draußen.
00:22:13: Steiniges Gelände grenzt an Wald und freie Flächen haben wir auch noch drin.
00:22:17: Ja, ich denke, das ist eine Anlage, wo man bei der Planung schon berücksichtigt hat,
00:22:21: dass man die Lebensansprüche, die Lebensgewohnheiten der Luchse möglichst mit einplant.
00:22:25: Den Felsen, den haben wir damals, mehr oder weniger künstlich gestaltet, dass sie einfach
00:22:32: einen Ausblick haben, dass sie eine Klettermöglichkeit haben.
00:22:33: Dass es ein wenig ausschaut, wie auf dem Lusen. (lacht) Ja, da ist so ein kleiner Lusen nachgebaut.
00:22:38: Da ist auch eine kleine Höhle drin, so eine kleine Wurfhöhle, da kommen in der Regel
00:22:44: auch die Jungen zur Welt.
00:22:45: Und auch ansonsten, man muss halt immer wieder einen Kompromiss finden, zwischen den Lebensansprüchen
00:22:49: der Tiere und den Ansprüchen der Besucher.
00:22:52: Tiere möchten eine möglichst große Anlage, so dass sie sich auch ein bisschen bewegen
00:22:56: können.
00:22:57: Der Besucher möchte natürlich, auch Tiere beobachten.
00:23:00: Und da muss man immer wieder einen Kompromiss finden, damit man halt beide Parteien in irgendeiner
00:23:05: Form gerecht wird, sofern man das überhaupt so sagen kann.
00:23:08: Anders als in anderen zoologischen Einrichtungen haben die Tiere hier deutlich mehr Freiraum
00:23:14: und möglichst natürliche Gehege zur Verfügung.
00:23:17: Und anders als in Zoos kann es hier halt auch passieren, dass zum Beispiel die Luchse, selbst
00:23:23: hier von der Kanzel, nicht zu sehen sind.
00:23:25: Also die sind die Besucher zwar gewohnt, aber wenn es recht laut ist, das mögen sie nicht
00:23:32: so gern und dann tun sie sich auch ein bisschen zurückziehen.
00:23:35: Wir haben auch natürlich bei der Planung berücksichtigt, dass die Tiere irgendwo einen
00:23:39: Rückzugsbereich haben und sich auch mal den Blicken der Besucher entziehen können.
00:23:43: Das ist ja dann auch wieder der Unterschied zum Zoo.
00:23:47: Der Besucher muss mehr Zeit mitbringen, an den einzelnen Aussichtspunkten verweilen,
00:23:52: intensiv das Gehege beobachten, Fernglas ist von Vorteil.
00:23:57: Aber dafür, bin ich der Meinung, ist das Erleben der Tiere dann ein anderes, wenn man
00:24:03: die Tiere aktiv suchen muss, die Tiere aktiv entdecken, als wie wenn ich es in einem Zoo
00:24:07: direkt vor mir präsentiert bekomme.
00:24:09: Das sieht man auch am Verhalten der Besucher.
00:24:13: Wenn eine Gruppe auf einer Kanzel steht und zunächst sehen sie nichts und einer entdeckt
00:24:19: dann einen Wolf, dann merkt man, auf einmal werden sie ruhig.
00:24:22: Vorher ist da Unterhaltung, Geschrei und wenn sie dann plötzlich was entdecken, wird es
00:24:25: ruhig.
00:24:26: Psst, Psst, der Wolf ist da.
00:24:30: Wobei das dem Wolf wurst ist, ob die laut sind oder leise, weil er es ja gewohnt ist.
00:24:34: Man merkt schon, Reinhold Gaisbauer kennt seine Tiere und ihre Vorlieben und Bedürfnisse
00:24:39: schon ganz genau.
00:24:40: Neben den Wölfen und Luchsen, die auch in freier Wildbahn im Nationalpark leben, werden
00:24:46: hier auch noch zwei ehemals einheimische Arten gezeigt.
00:24:51: Pschewalski-Pferde und Auerochsen.
00:24:53: Das sind beides Arten, die früher hier heimisch waren, sind aber dann mehr oder weniger aktiv
00:24:59: durch die Besiedelung vom Menschen verdrängt worden.
00:25:03: Und im Fall des Auerochsens ist die Art auch ausgerottet worden.
00:25:07: Das was wir hier haben ist eine Rückzüchtung, aus ursprünglichen Rinderrassen, damit man
00:25:13: vom äußerlichen her ein Rind hat, das dem Auerochsen gleichkommt.
00:25:17: Typisches Merkmal ist die schwarze Färbung, Aalstrich, dann das Mehlmaul, die stark ausgebildeten,
00:25:24: so S-förmig nach vorne gerichteten Hörner und auch die Größe.
00:25:29: Also ursprünglich war der Auerochse noch deutlich größer, als die Rückzüchtung
00:25:34: die wir haben.
00:25:35: Die Auerochsen, und das hat man ja nachweisen können anhand von Skelettfunden, da hat man
00:25:39: ja die Größe rekonstruieren können, die haben ein Schultermaß gehabt von 1,80 Meter.
00:25:45: Ich bin einmal neben einer Nachbildung gestanden, also da steht der Mensch sehr bescheiden daneben.
00:25:51: Einst streiften diese Kolosse also tatsächlich durch den Böhmerwald, bis der Mensch den
00:25:56: Auerochsen ausrottete.
00:25:58: Solche Informationen den Besuchern zu vermitteln, ist ebenfalls eine wichtige Aufgabe des Tierfreigeländes.
00:26:05: Das hier in Ludwigsthal und die etwas ältere Schwester-Einrichtung in Neuschönau, im Rachel-Lusen-Gebiet,
00:26:10: sollen nicht nur die aktuelle und ehemalige heimische Tierwelt zeigen, sondern diese auch
00:26:15: erklären.
00:26:16: Beim Bau des Tier-Freigeländes im Nationalpark-Erweiterungsgebiet konnte das Team um Reinhold Gaisbauer damals
00:26:23: also auf eine gewisse Erfahrung zurückgreifen.
00:26:25: Ja, man muss sagen, das was da geplant und gebaut worden ist, das ist natürlich aufgebaut
00:26:30: auf 30 oder noch mehr Jahre Tierfreigelände in Altschönau.
00:26:35: Die Planung hat ja damals der Dr. Scherzinger gemacht und der hat natürlich seinen Erfahrungsschatz,
00:26:41: den er da über lange Jahre gesammelt hat, mit eingebracht.
00:26:45: Besonderheiten waren natürlich, zum einen einmal, die Einbindung der Gehege in die Landschaft,
00:26:52: wo man ein Wolfsgehege machen kann oder ein Luchsgehege oder speziell dann bei den Pflanzenfressern,
00:26:58: wo man natürlich eine entsprechend große Weide braucht.
00:27:01: Das Ganze muss man natürlich dann auch mit einem Besucherweg verbinden und da haben wir
00:27:05: auch wieder bestimmte Planungsgrundsätze gehabt.
00:27:08: Zum Beispiel, soll der Besucher nicht an einem Zaun entlang marschieren, das war ein Grundsatz,
00:27:13: weil das einfach kein Erlebnis ist, wenn man da einen Zaun entlang geht und die Tiere beobachtet.
00:27:18: Wir haben dann speziell für das Wolfsgehege noch einen Aussichtsturm gebaut, mit drei
00:27:23: Ebenen.
00:27:24: Die erste Ebene ist eigentlich dafür gedacht, die Tiere zu beobachten, die zweite Ebene
00:27:29: ist so der Blick in die Baumkronen und die oberste Ebene ermöglicht eigentlich einen
00:27:35: recht attraktiven Blick in die Landschaft.
00:27:37: Das geht in die eine Richtung in Richtung Nationalpark und in die andere Richtung Ludwigsthal
00:27:42: und auch Richtung Arber.
00:27:44: Insgesamt 2,5 Kilometer lang ist der ausgeschilderte Rundweg durch das Tierfreigelände.
00:27:49: Die Wege sind schön breit und möglichst barrierearm und Kinderwagentauglich gestaltet.
00:27:55: Das attraktive in meinen Augen, das sind die schönen Waldbestände, durch die der Rundweg
00:28:00: durchs Tierfreigelände führt und auch der kürzere Weg zum Haus zur Wildnis.
00:28:05: Das sind eigentlich sehr alte Bergmischwald-Bestände und was auch, meines Erachtens, auch noch
00:28:12: ein Kriterium ist, warum der Platz also sehr gut geeignet ist, das ist die Anbindung an
00:28:18: die Bahn.
00:28:19: Und der Parkplatz ist sehr nahe an der Bundesstraße (B 11), die Anbindung an das öffentliche
00:28:23: Verkehrsnetz ist optimal.
00:28:24: Das ganze Jahr über hat das Tierfreiglände in Ludwigsthal übrigens geöffnet.
00:28:29: Auch eine Steinzeithöhle gibt es hier und wie schon vorhin erwähnt: Das Haus zur Wildnis
00:28:35: mit seiner Erlebnis-Ausstellung.
00:28:37: Ein Besuch hier im Nationalparkzentrum Falkenstein lohnt also auf alle Fälle, egal ob man zu
00:28:44: Fuß kommt, mit dem Auto oder am besten mit der Waldbahn…
00:28:48: Reinhold und ich drehen jetzt gerne noch weiter unsere Runde hier durchs Tierfreigelände.
00:28:52: Und ich versprech euch schon mal für die nächste Podcast-Folge: Es wird wieder wild!
00:28:57: Hier im Nationalpark Bayerischer Wald.
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